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AutorenbildAnna Sansi

Worte


Oder Worte sind alles

Eigentlich über die Sehnsucht

 

Ich mag so viele Worte. Ich habe Lieblingsworte und Worte, die ich nicht so mag und an denen ich schon die Buchstaben nicht leiden kann. Ich mag weder seine Form noch seine Farbe und nicht seine Schwingung. Und schon gar nicht die Kombination der einzelnen Buchstaben. Es gibt Buchstaben, die passen einfach nicht zusammen. Weder farblich noch energetisch. Und deswegen möchte ich mit dem Wort, das sie ergeben auch nichts zu tun haben. Ich möchte es nicht hören und nicht sagen und auch nicht lesen.

Ich möchte mich umgeben mit Worten, die ich mag und ich flehe, dass sie mich hinwegtragen mögen in ihre Welt. Mit allem, was sie beinhalten.  Ich möchte mich mit Ihnen vereinigen und dort leben. Vielleicht nicht für immer, aber für den Moment.

Das schöne an Worten ist, dass sie da sind und man sich mit Ihnen umgeben kann. Immer, einfach immer kann man nach Ihnen greifen und das eigene Leben mit ihnen füllen. Und sich an ihnen laben. Sie aufsaugen, sie lieben und sich von ihnen mitreißen lassen. In freie Lüfte, hochhinaus oder in Abgründe, so tief wie das grüne, dunkle Blau. Tanzen kann mit ihnen, engumschlungen.

Worte.

Sie sind ein Lied in meiner Brust. Sie sind für diesen einen Moment mein Lebenslied und schauen, dass ich nicht verhungere.

Ich liebe

Würde, Liebe, gerade, Wahrheit.

Ich liebe

Ja, Nacht, Ferne, Eins, fliegen, Reichtum, Gnade, Anmut, Kind, Leben, Prozess.

Und

Intimität, Schönheit, Freude, Buch, Literatur, Wasser, Musik, Liebe noch einmal.

Farbe, Kunst, Ästhetik, blau, leicht, nah, Schmerz, Schrift, Wissenschaft, Welle, froh, weiß, weise, Vogel, zauberhaft, Leidenschaft, Maria, Berg, weit, Moment, Komm, betrachten, fühlen, Zeit, Artikel, zart, Poesie, frei, tief, Kreis, Linie, hinaus, absolut, schlief, weit

Sehnsucht.

Sehnsucht ist heute das Wort, dass mich ganz erfüllt. Die Sehnsucht hat mich mitgenommen und mich auf mich zurückgeworfen. Ich sehne mich so sehr, dass ich die Sehnsucht selber bin. Mein Brustkorb ist ganz voll davon. Und auch jede Zelle.

Sie hat mich geflutet, mich gar überschwemmt. Mich aus der Mitte rausgebracht. Aber auch gleichzeitig so in meine Mitte reingebracht – dorthin wo ich sein möchte. Ich bin glitzernde, weite Luft, die duftet und gleichwohl bin ich in der Mitte der engen, dunklen unendlichen Tiefe. Ich mag die Sehnsucht, weil sie fühlen lässt und den Raum im Inneren ausdehnt, füttert, nährt. Aber ich spüre, ich mag sie eigentlich nur mit der Erfüllung. Auch so ein schönes Wort. Ein Wort, dass direkt mit erlösender Erleichterung und Freude angefüllt ist. Hell und leicht.

Schade, dass die Sehnsucht eigentlich die Erfüllung mag, sie will, wie sonst nichts, sie aber nicht ertragen kann, da sie ihr das Leben nimmt.

Ich aber will die Sehnsucht. Und die Erfüllung.

Ich will die Sehnsucht, mein Innerstes ist von ihr angezündet – Weite. Überall.

Und mit ihr Klang und das Potenzial. Kraft und Mut. Und Freude. Und gleichwohl will ich die Erfüllung. Ich möchte die Sattheit der Erfüllung, die Erde und den Mutterboden, den die Erfüllung mit sich bringt, die warme, süße Schwere. Ich möchte ihren Frieden und die Ruhe und den tiefen Schlaf.

Und das ganze Glück. Das mit ihr schwingt.

Ich möchte satt, warm, glücklich und mit freier Weite und einem Meer an Potential im Herzen schlafen.

Selig.

Unbedingt.

Solange ich kann, werde ich hier warten und die Sehnsucht in den Armen tragen.

Welch ein Glück, dass sie ein schönes Wort ist.

 



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