Es ist schon komisch. Wie Dinge an Wertigkeit gewinnen, wenn sie nicht mehr da sind. Seltsam, dass man nicht früher drauf kommt. Und man sie liebt und ehrt. Die Freiheit, die Arbeit, die Schule vielleicht, das Cafe um die Ecke und die liebenswerte, wenn auch etwas langsame Bedienung. Und Klopapier natürlich.
Der Blickwinkel verschiebt sich, wenn Dinge auf einmal fehlen. Vermisst sie, obwohl man gar nicht wusste das man sie liebt. Grämt sich, als hätte man Liebeskummer und weint die eine oder andere Träne. Zum Glück ist das auf Dauer langweilig und man schaut sich um. Was und wen gibt es denn noch, den ich lieb gewinnen könnte?
Und es ist sensationell: Wir finden was! Die ganze Welt ( Im Moment wohl eher das ganze Haus) ist voller Dinge, voller Liebesmöglichkeiten. Wenn man die auf einmal alle sieht, ist es fast aus mit der Ruhe. Wo soll ich anfangen? Wen soll ich als erstes zu meinem Verbündeten machen? Ich wusste bis eben nicht, wie herrlich Unkraut ist. Es wächst und gedeiht und hat Wurzeln wie ein Wunderwerk so tief. Es ist überall und man kann es stundenlang jäten. Mit der Hand in der Erde wühlen und Regenwürmer treffen. Die Hühner haben sich daraufhin in mich verliebt, sie dachten ich mache dass alles nur für sie allein.
Zum Unkraut kam die viele Zeit, die jetzt über allem liegt. Ich glaube ich hatte sie noch nie so in maßlosem Überfluss. Es steht allem Verlorenen etwas Neues entgegen. Dem Verlust der Arbeit steht Zeit gegenüber. Ich kann sie verwenden für was ich will. Und das tue ich. In Maßlosem Maß. Nach dem jäten zum Beispiel, sind immer noch so viele Minuten da- das reicht für Yoga, zeichnen, spielen, spazieren gehen und mir die Zukunft ausmalen. Denn Tagträumen ist eine echte Glücksschmiede. Pläne müssen schließlich irgendwo gemacht werden. Und auch die Gedanken darüber, was ich vielleicht in Zukunft anders machen will. Vielleicht will ich ja etwas Neues beginnen, etwas neues lernen, immer freundlich sein und die Freiheit wie ein heiliges Gut verteidigen. Oder eben dem Klopapier einen Altar bauen.
Ich könnte einfach sagen, okay, jetzt ist alles so wie es ist. Das was ich draus mache schätzen. Mein Unkraut pflegen, der geschenkten wenn auch nicht gewollten Zeit den Bauch streicheln und mit Liebe füttern. Sonst muss ich wieder Liebeskummer haben, wenn dann wieder alles anders ist.
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